
Juhu! Wir sind nun ein bio-zertifizierter Betrieb im ersten Jahr der Umstellung!! Die Kontrolleurin war da und nun können wir das sogar hochoffiziell auf unsere Etiketten schreiben. Was wir sonst noch in diesem Herbst erreicht haben? Auf dem Acker direkt an unserem Haus führen wir einen erbitterten Kampf gegen das Unkraut. Wir hacken und jäten und hacken und jäten und ernten tatsächlich Radieschen, Salat und Feldsalat.

Auf dem Gemüseland haben wir bis zum ersten Frost tief wurzelnden Ackerschachtelhalm ausgegraben, eine Sisyphosarbeit, die Petra schon mal die Sinnfrage stellen lässt. Aber Alex ist überzeugt:
Jahr für Jahr wird er weniger. Wir haben dort Rhabarber und Blumenstauden gepflanzt, Wasserrohre eingegraben und den letzten Schnittlauch geerntet.

Auf dem sehr verwilderten Obstland konnten wir noch ein paar Zwetschgen und Birnen ernten und Unmengen von Äpfeln - schöne alte Sorten, wie Ingrid Marie, Glockenapfel, Gelber Köstlicher,
Jonagold, Holsteiner Cox, Cox Orange, Boskoop.
Einen Teil davon haben wir eingelagert und verkaufen ihn bis Anfang 2016 in unserer Abokiste - leider ist es zu warm für langes Einkellern. Den weitaus größeren Teil aber haben wir an zwei Tagen zum Saftpressen nach Lüneburg gefahren. Hier stand Ritchies mobile Saftpresse und mit seiner Hilfe konnten wir den Saft von unseren eigenen Äpfeln in Flaschen eingefüllt wiedermitnehmen - gar nicht häufig zu finden. Oft bekommst du nur ein Äquivalent entsprechend der Menge der Äpfel, die du zur Saftpresse gebracht hast. Der Aufwand hat sich gelohnt. Unser Saft schmeckt fantastisch. Diejenigen, die ihn bisher probiert haben, sagen, es sei der Beste, den sie je in ihrem Leben getrunken haben.

Damit uns auch in den nächsten Jahren eine reiche Ernte geschenkt wird, widmen wir uns unserem Obstland voll Liebe und Hingebung. Baum für Baum wird beschnitten - der Dschungel muss weichen, denn
ohne dichte Krone haben die Bäume mehr Kraft, es kommt mehr Licht und Luft an die Früchte und sie werden größer und bleiben gesünder. Um Schädlingen und Pilzen vorzubeugen, spritzen wir
regelmäßig mit selbst hergestellter Schachtelhalm-Jauche.

Bei schlechtem Wetter tüten wir unsere Kräutertees ein. Der letzte Tee wurde Ende November getrocknet, die Gewürzkräuter bleiben unbeschnitten - ein Überwinterungsplatz für Nützlinge. Ein Leben im Einklang mit der Natur, das ist unser Ziel - deren Vielfalt wird leider durch die industrielle Landwirtschaft immer weiter eingeschränkt. Auch deswegen halten wir bei uns Sachsenhühner, eine vom Aussterben sehr bedrohte Hühnerrasse. Das Sachsenhuhn ist ein so genanntes Zwiehuhn, das sich sowohl als Fleisch- als auch als Eierlieferant eignet, es legt allerdings nicht so viele Eier und setzt nicht soviel Fleisch an wie hochgezüchtete Hybridrassen. Deshalb wird es nicht mehr nachgefragt. Wir haben uns in die schönen Tiere sofort verliebt, außerdem sind alte robuste Rassen als Genpool für die Zukunft unverzichtbar. Wir hoffen im Frühjahr auf Küken, mögen Fuchs, Marder, Mäusebussard sie verschonen.

Neulich haben wir tatsächlich einen dicken Fuchs, der von der Elbe kam, beobachten können. Nichts Ungewöhnliches für unsere Gegend. Wir sehen hier oft Wildtiere: Fasane, Bussarde, Graureiher, Wildgänse. Es gibt regelmäßig Rehbesuch und große Feldhasen, sogar direkt am Haus, laben sich an unseren Salaten. Aber wer im Einklang mit der Natur leben will, muss auch teilen können.
Autorin: Petra Schild