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Unsere WWOOFer*innen 2016

Im Januar 2016 holten wir Liam und Joey aus Kalifornien vom Flughafen ab. Im Januar von Kalifornien nach Hamburg - verrückt! Doch die beiden leben an der Grenze zu Nevada in den Bergen, da ist es um diese Zeit auch frisch. Die 19- und 21-Jährigen sind schnell Teil der Familie, unsere Jungs hören endlich wieder Englisch und wir alle lernen voneinander. Bei Kälte, Regen und mitten im Marschländer Matsch helfen sie uns, mehrere Tausend Schnittlauchpflanzen umzusetzen - den Geruch werden sie wohl für immer in der Nase haben. Des Weiteren heben sie - jung und stark wie sie sind - Gräben aus. Bei der mit Wasser voll gesogenen Erde eine schwere Arbeit, für die wir sie sehr bewundern. 

Bei minus 8 Grad geht dann im und auf dem Acker nichts mehr - wir widmen uns unseren renovierungsbedürftigen Bauwagen, der eines Tages ein kleines Feriendomizil werden soll. Jetzt steht die Restaurierung der Außenwände an. Einen Zollstock haben die beiden Jungs noch nie gesehen und mit dem Akkuschrauber sind sie bis dahin auch selten in Berührung gekommen - aber: you live, you learn. Dafür waren sie schließlich nach Deutschland gekommen. Nach ihren drei Wochen bei uns geht es für die beiden weiter nach Frankreich und Italien, die gemeinsame Reiseplanung hat auch uns einen Heidenspaß gemacht - Reisesehnsucht, ach!

Die nächste Besucherin im Februar war Bichen, eine kleine chinesische Studentin, immerhin aus Nordchina, wo es im Winter auch kalt ist. Die Germanistik-Studentin hatte noch nie etwas mit Landarbeit zu tun und war stolz darauf, dass ihre Muskeln zusehends wuchsen, immer noch gab es Schnittlauch en masse. Sehr genau wog sie unseren Kräutertee ab und war ein williges Spiel-Opfer für unsere wilden Kinder. Wir genossen es sehr, dass die Abende, wegen der Arbeitsteilung auch im Haushalt, entspannter wurden. So ganz Fremde im Haus zu haben, ist gar nicht seltsam, sondern schön und entlastend, das kannten wir ja schon vom COUCHSURFING.

Im April beehrte uns Marina, eine junge Frau aus Brasilien. Beim Skypen schon sehr sympathisch, freuten wir uns. Wir telefonieren mit allen WWOOFern "mit Bild", zeigen das Gästezimmer und beide Seiten haben einen ersten Eindruck. Marina war zuvor schon einmal in einer Camphill-Gemeinschaft in England zu Gast gewesen und kannte die Arbeit auf dem Land. Interessiert an alternativen Projekten und Lebenswegen wollte sie bei uns für das anstehende Studium besser deutsch lernen. Drei Wochen blieb Marina bei uns. Zusammen pflanzten wir die ersten Jungpflanzen, beschnitten Apfelbäume, säten und hackten. Dabei blieb noch genügend Zeit, über Lebensentwürfe und -pläne zu philosophieren und das WG-Leben zu genießen.

Die nächste WWOOFerin Mona hatte nichts dagegen, das Zimmer zu teilen, Marina auch nicht, so waren wir Mitte April zu sechst. Mona hat schon ihren Bachelor in Biologie, so lernen wir täglich Spannendes und Mona avancierte zur Superheldin bei unserem Großen: eine Forscherin in unserem Haus, die so viel über Tiere und Pflanzen weiss! Optimal ist unsere Fauna hier, seltene Vögel nisten in der Nähe und es gibt jeden Tag etwas zu beobachten. Unser Zusammenleben ist familiär und sehr entspannt. Auch, weil Mona uns ein bisschen mit in ihre Welt nimmt: Als begeisterte Sportlerin bringt sie uns das Klettern nahe - für Alex geht ein Kindheitstraum in Erfüllung. WWOOF  - dabei bleiben wir! Nur eines ist immer wieder schrecklich: Die Abschiede.

Auf unserer Weltreise hatten wir bisher die andere Seite erlebt. Wir waren diejenigen, die nach unseren Stops neuen Abenteuern entgegen reisten und dafür liebe Menschen hinter uns ließen. Das war auch immer traurig. Aber jemanden gehen zu lassen, der irgendwie auch Teil der Familie ist - das ist schon eine Aufgabe. Es hilft, dass der Strom von willigen Helfern nicht abreisst und so besucht uns Anfang Mai Kevin aus Chicago. Er ist zwar kein Mann der vielen Worte, doch gerade seine ruhige Art lassen das Arbeiten mühelos werden. Beete anlegen, Schnecken sammeln - manchmal 2000 am Tag - alles wird von ihm klaglos und mit Freude erledigt. Wir kommen durch ihn wieder ein Stück weiter. Drei Wochen ist Kevin bei uns - er ist sogar im zweiten Artikel, der in der Bergedorfer Zeitung über uns erscheint, erwähnt.

Sein Abschied wird allerdings von unserem schrecklichen Unfall überschattet: Um für die WWOOFer mehr Platz zu schaffen, erwerben wir Ende Mai einen MOWAG, ein Oldtimer-LKW der Schweizer Armee. Die Probefahrt endet im Desaster, das wir grün und blau, mit Prellungen und Brüchen überleben. Kevin hilft uns so gut er kann, doch seinen Aufenthalt wird er wohl leider immer mit diesem Crash verbinden. Wie es zu dem Unfall kam und wie es danach weiterging, lest ihr hier.

Anfang Juni, kurz nach unserem schrecklichen Unfall, kommt Franziska zum WWOOFen in unser Haus. Nie war Hilfe willkommener! Und wir hatten so Glück, denn die ausgebildete Sozialarbeiterin war gewöhnt, selbständig zu arbeiten. Innerhalb kürzester Zeit macht sie sich mit viel Herz mit den Abläufen bei uns vertraut. Sie packt zu, wo es nötig ist, denkt mit und macht sich unsere Gärtnerei auf angenehme Weise zu ihrer eigenen Angelegenheit. Zu tun gibt es genug. Da sie bis Mitte Juli bei uns bleibt, bekommt sie stolz den Anbau der Kulturen von Anfang bis Ende mit: „Mein Schnittlauch, der schon zum Ernten ist!“ Und die wunderschönen Bohnen, liebevoll gehackt und gejätet, werden zum Festessen. Besonders schön ist, dass sie selbst von einer eigenen grünen Oase träumt und alles Gelernte mitschreibt. Es ergeben sich Gespräche über nahezu alle Themen des Lebens und mit der Zeit wachsen wir richtig zusammen. Jemanden zu finden, der in dieser harten Zeit so an unserer Seite steht, ist ein großes Geschenk.

Ein weiteres Geschenk in dieser Zeit ist der Australier Ruben. Mit einer bewundernswerten und für seine Landsleute typischen Gelassenheit begegnet er unserem alltäglichen Chaos. Am Tag nach seiner Ankunft wird bei uns überraschend und ungeplant die Küche herausgerissen. Wir haben keinen Herd, keine Spülmaschine, nicht einmal ein Abwaschbecken - das ist nicht gerade komfortabel, wenn jeden Tag mehrfach vier Erwachsene und zwei Kinder verköstigt werden sollen. Ruben bleibt auch im allergrößten Durcheinander "well balanced", hilft, wo er kann und lässt durch seine gute Laune den Wahnsinn erträglich werden. Zwei Wochen genießen wir seine Anwesenheit, dann zieht auch er weiter.

Alexander aus Österreich folgt ihm im Juli nach. Er ist der erste, der sich bei uns für einen WWOOF-Platz beworben hat, kurz nachdem wir unseren Hof gegründet hatten. Fast drei Monate will der ausgebildete Gärtner bleiben und ist schon allein deswegen eine Bereicherung für unseren Betrieb. Alexander beeindruckt uns durch seine Arbeitskluft, sein lexikonartiges Wissen und seine Begeisterungsfähigkeit für Hamburgs Parkanlagen. Die Abläufe unseres Hofes sind ihm in kurzer Zeit vertraut und so wagen wir es, ihm unseren Hof für drei Wochen zu überlassen. Unfallbedingt sind wir reif für eine Pause. Und weil Alexander da ist, können wir unseren Trip nach Österreich auch verantworten. Drei Wochen lang ist er der Herr der "Ackerperlen", kümmert sich um Acker, Hühner und Laufenten. Er ernet, gibt Abo-Kisten raus und beliefert das Café "Entenwerder1", das uns gerade entdeckt hat. Danke Alex!

In der Zeit unserer urlaubsbedingten Abwesenheit war Alexander natürlich nicht allein. Sara aus Dänemark kam am Abend unserer Abreise zu uns, um für drei Wochen zu helfen. Die ausgebildete Lehrerin ist auf der Suche nach etwas Neuem, Schauspielerei vielleicht? Kunst? Sie ist quer durch Dänemark gewandert und kann ihr Glück nicht fassen, als sie für die Zeit bei uns in unseren Bauwagen ziehen darf. "A dream comes true!" Die Arbeit bei uns, die Gespräche mit unseren Freunden Tine und Michael, die außerdem zur Unterstützung da sind, lassen die Zeit bei uns zum wichtigen Meilenstein werden.

Neben Sara ist im August außerdem Asoko aus Japan bei uns zu Gast. Sie kommt einige Tage nach unserer Abreise zu uns und ist interessiert an allem was heilt, an Massagetechniken und Yoga - wir sind fast traurig, dass wir nicht gerade jetzt zu Hause sind. Schnell wachsen unsere WWOOFer zu einer guten Gemeinschaft zusammen. Unsere Freundin Tine, die auch an den "Offenen-Garten"-Samstagen die Kuchen backt, zeigt ihnen Hamburg - natürlich auch das tolle Café "Entenwerder", das wir seit kurzem beliefern. Sie besucht mit ihnen Flohmärkte, sie grillen gemeinsam - wir sind froh und erleichtert, dass alles bestens ist. Und als wir wieder nach Hause kommen, haben wir auch Gelegenheit, Asoko noch einmal persönlich kennen zu lernen und sind noch einmal mehr traurig, dass sie am nächsten Tag schon weiterreist.

Wenige Tage nach Asokos Abreise kommt Julia zu uns. Sie ist eine ausgebildete Lehrerin, die die Zeit, die sie auf ihren Referendariatsplatz warten muss, mit etwas Sinnvollem füllen möchte - da ist sie bei uns natürlich genau an der richtigen Stelle. Sie war lange in Chile - seit unserer Weltreise hängt auch unser Herz an dem südamerikanischen Land - eine Flasche Pisco, das Nationalgetränk Chiles, bringt sie mit und wir schwelgen in Erinnerungen. Mit Humor und Lustigkeit nimmt sie die Herausforderung an, sich sogar mit Tieren auseinandersetzen zu müssen. Ihr gelingt das Kunststück, sich reibungslos in unser Leben zu integrieren - vielleicht, weil wir einfach gut zusammen passen. Der Abschied ist wie immer herzzerreißend, lediglich die Aussicht auf ein Wiedersehen ist tröstlich.

Im August läuft uns Ole zu. Er hatte wegen eines WWOOF-Platzes im August bei uns nachgefragt, doch unsere Schlafplätze sind mit Julia und Alexander besetzt und so einigen wir uns auf einen späteren Zeitpunkt. Da er ohnehin in Hamburg sei, fragt er, ob er schon einmal zum Kennenlernen vorbeikommen könne. Er kann und am nächsten Tag sitzt er bei uns in der Küche. Es stellt sich heraus, dass er die Nacht davor auf einem Feld in der Nähe übernachtet und auch sonst keine Pläne in Hamburg hat. Also kommt er erstmal mit auf den Acker und seine Lernbereitschaft, Begeisterungsfähigkeit und seine positive Lebenseinstellung begeistern uns sofort. So jemanden wollen wir gerne in unserem Team haben. Doch wo soll er schlafen? Vielleicht geht es ja im Zelt? "Ja, warum nicht. Gerne!" Tja, und dann campt Ole einen vollen Monat bei uns auf der Wiese vorm Haus. Den Kindern wird er sofort der beste Freund - kein Wunder, Ole baut mit ihnen, für sie, ein Baumhaus. In seiner Freizeit!  Wir sind glücklich über ein Paar helfende Hände mehr in dieser arbeitsreichen Zeit. So schaffen wir es zum Beispiel endlich, den Bauwagen weiter zu renovieren. Der Monat verfliegt und als Ole weiterzieht zu seinem nächsten WWOOF-Hof, sind wir alle mehr als traurig - Oles Versprechen, bald wiederzukommen, lindert ein bisschen den Schmerz.

Und dass uns neue WWOOFer beehren, macht das Abschiednehmen und Gehenlassen auch aushaltbar. Kurz vor Oles Abschied kommt Lindsey aus North Carolina/U.S. zu uns ins Spadenland. Sie ist als Kind mit ihrer Familie schon viel gereist und kennt vor allem den Süden Deutschlands. Nun will sie Europa entdecken, Berlin und Hamburg sind in Deutschland ihre Stationen und wir freuen uns, dass sie zwei Wochen bei uns mit anpackt. Ihre freundliche und zurückhaltende Art machen sie zu einer tollen Mitbewohnerin und es ist uns eine Freude, ein kleines deutsches Vorweihnachten mit ihr zu feiern - ja, im September :)

Anfang Oktober verstärkt uns Vincent. Er ist gelernter Apotheker und kommt aus Südost-Frankreich zu uns - im Oktober! Dass Norddeutschland im Herbst ein hartes Pflaster ist, war dem Vielgereisten nicht so klar. Regen, Wind und Wetter trotzt er mit sonnigem Gemüt. Sowieso lebt er gerade seinen Traum: Statt in engen Labors will er reisen, frei sein, am liebsten ortsungebunden. Schon zuvor hatte Vincent drei Jahre in einem Wohnmobil gewohnt, so war es für ihn kein Problem, in den eigens für die WWOOFer angeschafften Wohnwagen zu ziehen. Er plant, eines Tages als wissenschaftlicher Übersetzer arbeiten. Sein Deutsch ist jetzt schon beeindruckend. Schnell legen wir jede Rücksicht ab und reden in unserer gewohnten Schnelligkeit. Für die Kinder ist es natürlich auch schön, sich normal verständigen zu können und dass er aber gleichermaßen gerne draußen wie drinnen arbeitet und sich als begeisterter Koch herausstellt, das hat ihnen sehr gut gefallen - und uns auch :) Doch nicht nur wir werden ausgezeichnet verköstigt, auch für unseren Offenen Garten backt Vincent gut und gerne köstlichste Kuchen. Und weil es ihm so gut bei uns gefällt, verlängert er seinen Aufenthalt bis Ende November.

Wenige Tage nach Vincents Eintreffen stößt Laura für zwei Wochen zu uns. Die studierte Naturschützerin, die in Bonn für eine Stiftung arbeitet, hat sich ihren Jahresurlaub genommen, um bei uns zu arbeiten. Wir sind mehr als beeindruckt! Auch, dass in dem elfenhaften Wesen, das uns da beehrt, so viel Tatkraft und Ideenreichtum steckt. Probleme sind für Laura Herausforderungen, die es gilt, zu lösen - sei es der verstopfte Abfluss oder etwaige Pflanzen-Fressfeinde. Außerdem hat keiner hat je mit so viel Liebe Ringelblumensamen gesammelt, ist in schiere Begeisterung über Insektenblütenstreifen geraten und hat unsere alten Apfelsorten gefeiert. Mit Vincent hat sie sich zudem wahre Koch-Battles geliefert. Ach, das ist ein schönes Leben bei uns!

Als letzte WWOOFerin in diesem Jahr kommt im November Lotte zu uns. Sie ist, wie viele unserer WWOOFer, auf der Suche. Nach einem abgebrochenem Studium soll es vielleicht als Tischlerin weitergehen oder als Maskenbildnerin oder vielleicht noch etwas ganz anderes. Bei uns sorgt sie für die letzten Handgriffe auf dem Acker, die alten Pflanzen sollen raus, während Rosenkohl und Grünkohl noch gehegt und gepflegt werden müssen. Außerdem kommen ihre handwerklichen Fähigkeiten zum Einsatz. Wegen der Geflügelpest muss ein überdachtes Hühneraußengelände her. Da werden Dachlatten gesägt, Wellplastik verschraubt, Netze gespannt und nach einer Woche stand er dann, der Palast. Danke, Lotte!